Chronik des DDR-Fernsehens 1990
04. Januar
Die erste Folge der Magazinsendung für Schüler „BAFF“ wird im Fernsehen der DDR ausgestrahlt.
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04. Januar
Das Fernsehen der DDR sendet die Reportage „Die Menthol-Zigaretten-Story. Eine Geschichte aus der alten DDR“. Aufhänger des Dokumentarberichtes ist eine Geschichte aus der Zeitung „Neues Deutschland“ (ND). Am 19. September 1989 hatte die Zeitung eine Dokumentation gedruckt, die den stabsmäßig organisierten Menschenhandel durch die Bundesrepublik Deutschland aufdecken sollte. Unter der Überschrift „Ich habe erlebt, wie BRD-Bürger ‘gemacht’ werden“ druckte das ND zwei Tage später, am 21. September, ein ausführliches Interview mit Hartmut Ferworn, einem Koch im Mitropa-Fahrbetrieb, der detailreich seine Entführung von Budapest nach Wien beschrieb und behauptete, er sei mit einer Menthol-Zigarette betäubt worden.
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05. Januar
Das „Neue Deutschland“ entschuldigt sich nach der tags zuvor gesendeten Fernsehreportage „Die Menthol-Zigaretten-Story. Eine Geschichte aus der alten DDR“ für das am 21. September. 1989 abgedruckte Interview und die „verordnete Kampagne“.
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05. Januar
In einer öffentlichen Sitzung des Obersten Gerichts der DDR am 4. und 5. Januar 1990 werden die Urteile gegen Walter Janka, Gustav Just, Richard Wolf und Heinz Zöger von 1957 aufgehoben. In einer Bürgerrunde und in einem Interview im Fernsehen der DDR am 6. und 7. Januar nimmt Janka Stellung.
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07. Januar
Die erste Ausgabe der Gesprächssendung „Denken über Deutschland“ wird im Fernsehen der DDR gesendet.
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08. Januar
Das Fernsehen der DDR überträgt zum ersten Mal live die Sitzung des Zentralen Runden Tisches.
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11. Januar
Auf der 14. Tagung der 9. Volkskammer der DDR gibt Hans Modrow seine Regierungserklärung ab.
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15. Januar
Die Nachrichtensendung „AK zwo“ berichtet über die Stürmung der Zentrale des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes in der Normannenstraße.
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22. Januar
Die Sendereihe „Klartext“ strahlt eine Folge „In eigener Sache“ aus. Die „Klartext“-Redakteure, die vor dem Mauerfall für die Sendung „Wettlauf mit der Zeit“ gearbeitet hatten, erzählen wie quasi über Nacht Reportagen für „Klartext“ möglich wurden und berichteten von den Zwängen, denen Journalisten in der DDR unterlagen.
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29. Januar
Die Sendereihe „Klartext“ erzielt mit einer Reportage über Gästehäuser von Ministerien, Gewerkschaft und Staatssicherheit am Zeuthener See die höchste Sehbeteiligung im ersten Quartal 1990.
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05. Februar
Die Volkskammer der DDR beschließt auf ihrer 16. Tagung die uneingeschränkte Meinungs-, Informations- und Medienfreiheit.
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12. Februar
Der Hörfunksender „Stimme der DDR“ erhält wieder seinen alten Namen Deutschlandsender.
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13. Februar
Die Reihe „Zur Person“ von Günter Gaus findet ihren neuen Sendeplatz im Fernsehen der DDR. In der ersten Ausgabe im DDR-Fernsehen spricht Günter Gaus mit dem Theologen und DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer.
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13. Februar
Der Medienkontrollrat, der die Kontrolle über Hörfunk und Fernsehen der DDR und über die Nachrichtenagentur ADN übernimmt, konstituiert sich in Berlin.
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14. Februar
Die letzte Folge des Freizeitmagazins „Tippeltips“ wird im Fernsehen der DDR ausgestrahlt.
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22. Februar
Das außenpolitische Magazin „Objektiv“ läuft mit seiner 584. Folge zum letzten Mal im DDR-Fernsehen. Die Reihe war seit 1965 im Programm.
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Die Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ erhält einen neuen Titel. Die Hauptausgabe um 19.30 Uhr wird erstmals als „AK am Abend“ ausgestrahlt.
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14. März
Als Nachfolger des Freizeitmagazins „Tippeltips“ startet das Reisemagazin „Auf Tour“ im Deutschen Fernsehfunk (DFF).
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18. März
Der Deutsche Fernsehfunk (DFF) berichtet acht Stunden lang aus dem Wahlstudio von den ersten und einzigen freien Volkskammerwahlen in der DDR.
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19. März
Die Reiseratgebersendung „AZUR“ feiert im Deutschen Fernsehfunk (DFF) Premiere. Außer Filmen zu heimischen und internationalen Reisezielen präsentierten die Moderatoren Maybrit Illner und Horst Mempel auch Tipps für den unerfahrenen DDR-Weltenbummler.
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21. März
Die erste Folge der Sportsendung „Speed - Die internationale Sportillustrierte“ wird im Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlt.
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24. März
Die erste Folge der Talk-Show„Sport-Party” wird im Deutschen Fernsehfunk (DFF) gesendet.
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25. März
Die erste Sendung des Regionalmagazins „Länder life“ wird im Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlt.
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26. März
Im Deutschen Fernsehfunk (DFF) wird die erste Folge des Wahlmagazins „Controvers“ gesendet.
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27. März
Das Kulturmagazin „Kontur“ wird als Nachfolger der Reihe „Kulturmagazin“, die seit 1973 im Programm war, erstmals im Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlt.
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30. März
In der Sendung von Klartext „Mikroelektronik - der große Bluff?“ wird die Geschichte der Mikroelektronik in der DDR erzählt. Das DDR-Fernsehen übt Selbstkritik wegen seiner propagandistischen Berichterstattung zur Übergabe des ersten 1-Megabit-Computerships der DDR an Erich Honecker im September 1988.
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01. April
Michael Albrecht wird Intendant des DFF.
02. April
Die Kirchenredaktion des DFF unter der Leitung von Volker von der Heydt wird gegründet.
05. April
Der Deutsche Fernsehfunk (DFF) beteiligt sich am Satellitenprogramm 3sat.
05. April
Die erste Folge der Musiksendung „Contakte. Lieder, Macher und Co“ wird im Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlt.
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05. April
Direktübertragung von der konstituierenden Sitzung der 10. Volkskammer, auf der Sabine Bergmann-Pohl zur Präsidentin der Volkskammer gewählt wird.
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08. April
Mit der Moderatorin Bärbel Romanowski startet das von ihr konzipierte Frauenmagazin „ungeschminkt“ im Deutschen Fernsehfunk (DFF).
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09. April
Die erste Folge des politischen Magazins „Weltzeit“ wird im Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlt.
10. April
Die Koproduktion des Deutschen Fernsehfunks (DFF) mit RTL Plus „Meine Leute – deine Leute. Unterhaltung von hüben und drüben“ wird ausgestrahlt. In der Sendung werden Künstler im Gespräch und durch Bühnenauftritte vorgestellt.
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11. April
Der Fernsehfilm "Ursula" nach einer Novelle von Gottfried Keller ist zum zweiten Mal im Deutschen Fernsehfunk (DFF) zu sehen. Nach der Fernsehpremiere 1978 wurde er in der DDR wegen des Vorwurfs der „Geschichtsfälschung“ verboten.
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17. April
Die Ausstrahlung von kommerzieller Fernsehwerbung in den beiden Programmen des Deutschen Fernsehfunks (DFF) beginnt.
24. April
Die erste Folge der Gesprächssendereihe „Disput“ wird im Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlt.
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24. April
Das Kulturmagazin „Kaos“ wird erstmals im Deutschen Fernsehfunk (DFF) gesendet.
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26. April
Der Fernsehfilm „Monolog für einen Taxifahrer“ von Günter Kunert und Günther Stahnke wird erstmals im Deutschen Fernsehfunk (DFF) gezeigt. Vor der geplanten Erstsendung am 23. Dezember 1962 war er verboten worden.
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26. April
In der Sendung „Treff für O.F.“ am 26. April und am 10. Mai 1990 wird dem in der DDR bekannten Conférencier O.F. Weidling gedacht, der nach der Moderation der Eröffnungsgala des Friedrichstadtpalastes am 27. April 1984 Auftrittsverbot in den DDR-Medien erhielt. Weidling starb 1985.
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28. April
Die Gesprächssendung „livezeit“ wird erstmals im Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlt.
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30. April
Die Satiresendung „Mohrdieck’s Marmelade“ kommt ins Programm des Deutschen Fernsehfunks (DFF).
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Die erste Folge des Modemagazins „Trend“ wird im Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlt. Vorläufer der Reihe war die Sendung „Modekiste“, die am 6. Dezember 1989 letztmals im DDR-Fernsehen zu sehen war.
13. Mai
Der Fernsehfilm "Risiko", der zunächst für die Reihe "Der Staatsanwalt hat das Wort" vorgesehen war, ist zum ersten Mal im Deutschen Fernsehfunk (DFF) zu sehen. Der Film war 1979 produziert, aber wegen eines Zensureingriffs
nicht gesendet worden.
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15. Juni
Mit der kommissarischen Leitung des DDR-Rundfunks wird Manfred Klein, mit der des Fernsehens Michael Albrecht betraut.
16. Juni
Sendebeginn des neuen Kulturkanals „DS Kultur“ als Fusion aus Radio DDR II und dem Deutschlandsender. Radio DDR II stellt sein Programm damit nach 25 Jahren ein.
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21. Juni
Der kommissarische Rundfunk-Intendant Michael Klein kündigt an, dass 1.400 Hörfunkmitarbeiter entlassen werden müssen.
28. Juni
Auf einer Großdemonstration auf dem Alexanderplatz protestieren Angestellte der DDR-Medien gegen den Arbeitsplatzabbau bei Hörfunk, Fernsehen und Printmedien und fordern den Erhalt des Rundfunks und Fernsehens der DDR.
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01. Juli
Der Deutsche Fernsehfunk (DFF) beschließt mit sofortiger Wirkung die Bildung von fünf Landessendern mit Sitz in Potsdam, Rostock, Dresden, Halle und Gera.
01. Juli
Der Deutsche Fernsehfunk (DFF) widmet zahlreiche Sendungen dem Inkrafttreten der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit der die Deutsche Mark das offizielle Zahlungsmittel in der DDR wird. Das Magazin „controvers“ sendet in der Folge „Ab heute gilt die D-Mark“ ein Interview mit Ministerpräsident Lothar de Maizière.
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08. Juli
Die erste Folge des Wirtschaftsmagazins „Marktwirtschaft konkret“ widmet sich dem Thema „Wie mach ich mich selbstständig“.
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12. Juli
Die erste Sendung des „Kirchenjournals“ mit Berichten aus dem kirchlichen Leben wird im Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlt.
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16. Juli
In der ersten AHA-Kundendienst-Sendung mit der Stiftung Warentest werden den Verbrauchern unter dem Titel „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ Einkaufshilfen gegeben.
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01. August
Der Hörfunksender Radio DDR 1 wird in „Radio Aktuell“ umbenannt.
07. August
Der kommissarische Generalintendant des DDR-Rundfunks ordnet für sämtliche journalistischen und technischen Mitarbeiter des Funkhauses Nalepastraße in Berlin Kurzarbeit ab 1. September 1990 an. Am 31. August 1990 wird die Einführung bis auf weiteres verschoben.
13. August
Die fünf neu gebildeten Landessender beginnen im Rahmen des DFF-Programms mit der Ausstrahlung von Regionalprogrammen.
21. August
Der kommissarisch eingesetzte Generalintendant Michael Klein tritt zurück und Christoph Singelnstein übernimmt die Amtsgeschäfte.
23. August
In der Direktübertragung von der 30. Tagung der 10. Volkskammer, einer Sondersitzung, wird in der Nacht zum 23. August der Beitritt der DDR zur BRD nach Artikel 23 des Grundgesetztes mit Wirkung vom 3. Oktober 1990 beschlossen.
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31. August
Innenminister Wolfgang Schäuble und DDR-Staatssekretär Günther Krause unterzeichnen in Berlin den Einigungsvertrag. In Artikel 36 ist festgeschrieben: „Der ‚Rundfunk der DDR’ und der ‚Deutsche Fernsehfunk’ werden (…) bis spätestens 31. Dezember 1991 weitergeführt, soweit sie Aufgaben wahrnehmen, für die die Zuständigkeit der Länder gegeben ist“.
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07. September
Am Nachmittag erfahren die Mitarbeiter des Jugendsenders DT 64 von der bevorstehenden Abschaltung ihrer Sendefrequenzen. Zwölf der 18 DT-64-Frequenzen werden ab 20 Uhr gekappt und am Folgetag sendet auf ihnen RIAS Berlin. Nach Protesten der Journalisten und einer Sitzblockade von Jugendlichen vor dem Gebäude des Ministerrates kann DT 64 am 8. September wieder auf allen Frequenzen senden.
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13. September
Die DDR Volkskammer verabschiedet das „Rundfunküberleitungsgesetz“. Damit werden Fernsehen und Hörfunk der DDR in die künftige Gesetzgebungszuständigkeit der Länder übergeleitet.
20. September
Direktübertragung von der 36. Tagung der 10. Volkskammer, bei der die Abgeordneten mehrheitlich dem Einigungsvertrag zustimmen.
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23. September
Erstsendung des Spielfilms „Heimsuchung“, der als erster Film aus Adlershof den Wende-Herbst 1989 und die persönlichen Umbrüche der DDR-Bürger thematisiert.
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28. September
Eine Direktübertragung von der 37. Tagung der Volkskammer der DDR mit dem Abschlussbericht des Prüfungsausschusses zur früheren Mitarbeit von Abgeordneten der Volkskammer für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) bzw. für das Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) wird im Deutschen Fernsehfunk (DFF) gesendet.
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02. Oktober
Über die Frequenzen von DDR Radio Berlin International wird ab Mitternacht das Programm der Deutschen Welle ausgestrahlt. Der Auslandssender der DDR stellt nach 35 Jahren seine Sendetätigkeit ein.
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02. Oktober
Eine Direktübertragung von der 38. und letzten Tagung der Volkskammer der DDR wird im Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlt.
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Der Deutsche Fernsehfunk (DFF) sendet verschiedene Sendungen zum Vorabend der Deutschen Einheit.
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03. Oktober
Das Programm des Deutschen Fernsehfunk (DFF) steht ganz im Zeichen der Feierlichkeiten zur Wiedervereinigung.
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