Chroniken
Chronik der Politischen Ereignisse 1989
04. September
Die erste Montagsdemonstration in Leipzig findet im Anschluss an das traditionelle Friedensgebet in der Nikolaikirche statt. Die Demonstrationsteilnehmer fordern Reisefreiheit und die Abschaffung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).
07. September
Auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin wird gegen die Wahlfälschung bei den Kommunalwahlen vom 7. Mai protestiert. DDR-Sicherheitskräfte nehmen etwa 80 Personen vorübergehend fest.
08. September
Alle DDR-Bürger, die in den vergangenen Wochen Zuflucht in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin gesucht hatten, verlassen diese freiwillig. Ihnen wurde im Namen der DDR-Regierung von Rechtsanwalt Wolfgang Vogel Straffreiheit und juristische Hilfe versprochen.
10. September
Veröffentlichung des Gründungsaufrufs "Aufbruch 1989 - Neues Forum".
11. September
Ohne Absprache mit der DDR-Regierung lässt Ungarn in der Nacht vom 10. auf den 11. September alle ausreisewilligen DDR-Bürger die Grenze zum Westen passieren.
12. September
Die DDR-Regierung protestiert gegen die Öffnung der ungarischen Grenze für Bürger der DDR und bezeichnet die Vorgänge als "organisierten Menschenhandel".
Aufruf zur Gründung der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt (DJ) in der DDR.
19. September
Als erste Oppositionsgruppe beantragt das Neue Forum die offizielle Zulassung als Vereinigung in der DDR.
In Warschau muss die Botschaft der Bundesrepublik wegen Überfüllung mit ausreisewilligen DDR-Bürgern vorübergehend geschlossen werden.
20. September
Die Zulassung des Neuen Forums als Vereinigung wird wegen angeblicher "Verfassungswidrigkeit“ abgelehnt.
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25. September
Demonstration in Leipzig für Reformen und gegen das Verbot des Neuen Forums.
26. September
Einige DDR-Bürger verlassen die Botschaft der Bundesrepublik in Prag und kehren in die DDR zurück. Es wird ihnen die Ausreise in den Westen innerhalb von sechs Monaten zugesichert.
30. September
Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher verkündet in der Botschaft der Bundesrepublik in Prag, dass alle DDR-Flüchtlinge, die sich in den deutschen Botschaften in Prag und Warschau befinden, ausreisen dürfen. Die Ausreiseerlaubnis ist das Ergebnis von Verhandlungen zwischen den Außenministern der UdSSR, DDR, CSSR, Polens und der Bundesrepublik am Rande der UN-Vollversammlung in New York.
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Chronik des DDR-Fernsehens 1989
01. September
Die erste Sendung des Jugendmagazins „Elf 99“ wird im Fernsehen der DDR ausgestrahlt.
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04. September
Karl-Eduard von Schnitzler bezeichnet in der Sendereihe „Der schwarze Kanal“ die Berichte der BRD-Medien über die Ausreisewelle aus der DDR als „Einmischung“.
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21. September
Das „Neue Deutschland“ veröffentlicht ein Interview mit dem Mitropa-Koch H. Ferworn, der behauptet, von „Menschenhändlern“ nach Wien entführt worden zu sein. Man habe ihn mit einer präparierten Menthol-Zigarette betäubt. Am 3. November 1989 entschuldigt sich das „Neue Deutschland“ bei seinen Lesern für den Abdruck der Geschichte. Am 4. Januar 1990 wird dem Thema im Fernsehen der DDR eine Reportage mit dem Titel „Die Menthol-Zigaretten-Story. Eine Geschichte aus der alten DDR“ gewidmet.
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30. September
Bericht der „Aktuellen Kamera“ über den Beschluss, dass die DDR-Flüchtlinge, die sich in den Botschaften der BRD in Prag und Warschau aufhalten, in die BRD ausreisen dürfen.
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